Westfälische Rundschau - Vorbericht

Die Gymnasiasten- und Ehemaligen-Truppe "theatrum mixtum compositum" probt für März-Premiere:
Dürrenmatts Komödie "Romulus der Große" ist in Arbeit

Siegen.(yve) Das heimische Ensemble "theatrum mixtum compositum" will im März wieder von sich reden machen. Die Proben für die Inszenierung laufen schon.

Die rund 20 Akteure haben sich "Romulus der Große", ein Stück von Friedrich Dürrenmatt, vorgenommen. "Unser Grundkonzept heißt: Theater querbeet", erläutert Guido Müller, der Regie führt. Einerseits hat die Gruppe Molieres ,Eingebildeten Kranken' aufgeführt; es gab aber auch keine Berührungsängste vor einem Boulevardstück. Warum gerade Dürrenmatt? "Der hat eine

ganz eigene Art von Humor."
Zur Zeit probt die Gruppe den ersten Akt. Manche kennen ihre Rollen bereits auswendig, andere halten sich noch am Textbuch fest. Die Frage ist: Wie sprechen die Protagonisten? Wie übersetzt man Schüchternheit, Machtgelüste oder Frechheit in Gesten? Welche Aktionen sind vorgegeben, welche möglich - und was geht auf gar keinen Fall? Es wird improvisiert, diskutiert, probiert - immer wieder.
"Romulus der Große" nannte sein Verfasser "eine ungeschichtliche historische Komödie": Der Kaiser hält das römische Weltreich für unmoralisch.

Er will Rom liquidieren - durch untätigkeit, indem er dem Einmarsch der Germanen tatenlos zuschaut. Nur: Der Germanenfürst Odoaker, ein leidenschaftlicher Hühnerzüchter wie Romulus, wünscht sich nicht sehnlicher, als sich unterwerfen zu dürfen. Romulus lehnt ab und geht in Pension. Odoaker tritt notgedrungen die Herrschaft an. Aber er ahnt schon, daß sein Neffe Theoderich ihn ermorden wird.
Man darf gespannt sein, welche Zeitbezüge sich bei der Aufführung im "Wahljahr '98" ergeben - gewollte oder unvermeindliche.

Siegener Zeitung - Donnerstag, 12. März 1998

Eierlauf im Wirrwarr der Geschichte
"theatrum mixtum compositum" spielt "Romulus der Große" im Peter-Paul-Rubens-Gymnasium

Siegen.Es ist mal wieder soweit. Das "theatrum mixtum compositum" führt sein erstes Stück in diesem Jahr auf, und weil der Name der Truppe auch Programm ist, Weiß man im voraus nie, was einen erwartet. "theatrum mixtum compositum" - frei übersetzt: Thater queerbeet - bringt nämlich das auf die Bühne, was dem Ensemble gerade interessant erscheint. Das ist dieses Mal Friedrich Dürrenmatts Komödie "Romulus der Große", war in den vergangenen Jahren auch schon mal das Open-air-Spektakel "Shakespeare quer" oder die Weihnachtskomödie "Jetzt nadelt's Lügen". Für Abwechslung auf dem Spielplan ist also immer gesorgt.
Pünktlich zum Wahlkampfjahr wird hier die Frage nach der Macht thematisiert, um die es neben allerlei Hühnern und Eiern in diesem Stück ja hauptsächlich geht - man erinnert sich. Die Tatsache, daß das Stück seit einigen Jahren bundesrepublikanischer Schulstoff ist, macht es auch für dieses Ensemble interessant und soll Schülerinnen und Schüler für die Schauspielkunst begheistern. Publikumsmagnet in diesem Sinne ist sicherlich der "Gaststar des Abends": Jürgen Homrich, der allseits beliebte Hausmeister der Schule.

Dürrenmatts Romulus, dessen historisches Vorbild der von seinem 16. bis zum 17. Lebensjahr wirkende römische Kaiser Augustulus ist, blickt auf eine 20jährige Amtszeit zurück. Er hat sich aber mitlerweile die Hühnerzucht zur Lebensaufgabe gemacht und Küert sich infolgedessen nicht um die römische Weltpolitik.. Selbst durch den Vormarsch der Germanen läßt er sich in seiner stoischen Ruhe nicht aus dem Konzept bringen, sondern verweigert jegliche Tat. Schließlich "opfert" er sogar seine Familie, völlig unbeeindruckt von den Vorschlägen seines Schwiegersohnes in spe Ämilian (Andreas Müller). Der Ausverkauf des Römischen Reiches nimmt seinen Lauf. Das "theatrum mixtum compositum" zeigt den vierten und letzten Akt in seiner ersten Fassung, weil "wir die Entscheidung, ob die Welt noch zu retten ist, jedem selbst überlassen wollen." Das heißt, daß das Ende der Antike mit der Pensionierung des Romulus durch den

Fermanenfürsten Odoaker (Jörg Henrich) herbeigeführt wird.
Dürrenmatts Botschaft "Es kommt, wie es kommen muß6Quot; ist in diesem Stück der jungen Truppe mit viel Engagement und ohne gro&szlieg;en technischen Aufwand umgesetzt. Die Regie liegt in den bewährten Händen von Guido Müller. Eingeleitet werden die Akte jeweils durch ein Geigenspiel von Tina Gö&azlig;ling. Für ein zeitloses und dennoch aktuelles Bühnenbild sorgt Andreas Müller. In diesem Umfeld agieren die Schauspieler, die größteneteils bereits über Bühnenerfahrung verfügen. So verkörpert Peter Scholl einen sehr sympathischen Romulus, der sich durch wirklich gar nichts aus der Ruhe bringen läßt, auf eine sehr humorvolle Art und Weise. Ganz im Gegensatz dazu stehet sein Kammerdiener Achilles, in überzeugend überheblicher Manier von Matthias Ermert dargestellt. Offensiv wirkt die Gattin des Romulus, Silke Kölsch, pflichtbewußt der

strenge Kriegsminister Tillmann Henrich. Besonders ausdrucksstark verkörpert wird die Kaiserin des Ostreiches - hier geht man mit der Zeit, sind die Regierungsstühle im 20. Jahrhundert doch eben manchmal auch mit Frauen besetzt - von Nadja Becker.

übrigens: Das "theatrum mixtum compositum" feiert in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen und prägt durch seine kontinuierliche Bühnenauftritte das Kulturleben der Region. Die Mitglieder des Ensembles sind ehemalige und jetzige Schülerinnen und Schüler des Peter.Paul-Rubens- und des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums, die auf dem Rosterberg ihre künstleriche Heimat gefunden haben. Gespielt wird das sehenswerte Stück heute, Donnerstag, 12., morgen, Freitag, 13. und am Freitag, 20. März jeweils um 20 Uhr im Pädagogischen Zentrum des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums.

Westfalenpost - Mittwoch, 25. März 1998

Frühstück und Hühner wichtiger als Regieren
"Theatrum Mixtum Compositum" begeisterte

Siegen. (cjh)
Das Siegerländer Theater-Ensemble "Theatrum Mixtum Compositum" führte "Romulus der Große" von Friedrich Dürrenmatt auf. Knapp 800 Zuschauer besuchten die drei Aufführungen auf dem Rosterberg und waren von der Inszenierung der jungen Schauspieltruppe fasziniert.

Das gesamte Stück wurde von ehemaligen und aktiven Schülerinnen und Schülern Siegener Gymnasien ausgewählt und in Eigenregie (Guido Müller) produziert.
Nach den Erfolgen "Der eingebildete Kranke", "Jetzt nadelt's Lügen" und "Shakespear quer" gelang ihnen

ein weiterer Volltreffer ins Siegerländer Theaterherz.
Nach langem hin und her inspirierte die jungen Akteure das Stück des schweizer Schriftstellers am meisten.
Nach dem Zerfall des großen Römischen Imperiums in Westrom und Ostrom regiert Romulus der Große (Peter Scholl) mit seiner ehrgeizigen Gattin Julia (Silke Kölsch) den westlichen Teil.
Unter seiner Herrschaft machen sich die Germanen unter der Führung des Fürsten Odoaker (Jörg Henrich) auf und fallen in sein Reich ein.
Anstatt zu handeln zieht es der Kaiser vor, sein Frühstück einzunehmen und sich um seine Hühnerzucht zu kümmern.

Die Germanen rücken unaufhaltsam gen Rom und der Kaiser veranlaßt die Evakuierung der Hauptstadt.
Immer neue Hiobsbotschaften des Kriegsministers Mares (Tillmann Henrich) und des Innenministers (Erik Dietrich) und die aufreizende Sachlichkeit des Kammerdieners Achilles (Matthias Ermert), die von den drei FJM-lern im Ensemble hervorragend gespielt wurden, brachten das Publikum immer wieder zum Lachen.
Eine schöne und amüsante Theateraufführung läßt auf eine baldige Zugabe der talentierten Darsteller Hoffen.

Westfälische Rundschau - Donnerstag, 12. März 1998

"Theatrum Mixtum Compositum" inszenierte Dürrenmatt im Rubens-Gymnasium Machtverzerrung mit "Eierlauf" - Romulus der Große nimmt's gelassen

Siegen. (R.atz) Einen Eierlauf durch die Geschichte oder auch "eine ungeschichtliche historische Komödie" führt das "Theatrum Mixtum Compositum" im Pädagogischen Zentrum (PZ) des Rubens-Gymnasiums auf. Heute, 20 Uhr, ist Premiere von Dürrenmatts "Romulus der Große".

Der wahrscheinlich letzte Kaiser des römischen Imperiums, Romulus (Peter Scholl), hat zwei Hobbys: Seine Hühnerzucht und kulinarische Genüsse. Als ein atemloser

Gesandter (Klaus Scholl), bleiche Minister, ein Diener, und die kaiserliche Familie selbst ihm mitzuteilen versuchen, daß "Die Germanen kommen", läßt er sich nicht bei seinem gemütlichen "Morgenessen" stören: "Der Gesandte soll sich schlafen legen!" Diese Gelassenheit des sturen Kaisers wird im Laufe des Stücks eine ganz simple Lösung erfahren.
Einige Besonderheiten hat sich die freie Theatergruppe aus ehemaligen Schülern des Rubens- und des Fürst-

Johann-Moritz-Gymnasiums ausgedacht: Der beliebte Hausmeister des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums, Jürgen Homrich, hat eine Rolle übernommen. Außerdem erkennt man in dem "antiken" Spiel Modernes: "Dürrenmatt war ein exzellenter Schreiber. Seinen Wortwitz, den verzerrten Stoff kann man auf der Bühne noch weiter verzerren und in die Gegenwart übertragen" erklärt Regisseur Guido Müller. Macht und Machtverzerrung sind immer aktuell: "Der Finanzminister ist mit der

Staatskasse durchgebrannt", heißt es im ersten Akt. Romulus wundert sich, sie war leer. Aber dann blickt er durch; " Ein kleiner Skandal wurde inszeniert, um einen großen zu verschleiern!"
Guido Müller betont, daß die Gruppe nicht mit aufwendigem "High-Tech" arbeitet, sondern eher "unplugged". Man darf also auch auf das "drum und dran", besonders auf das Bühnenbild von Andreas Müller, gespannt sein. Weitere Aufführungen sind am 13. und 20. März.

Im Blick - März 1998

Hühner und Politik

Das "theatrum mixtum compositum" spielt Dürrenmatts "Romulus der Große". Die spritzige und nicht nur stellenweise wortwitzübersähte Komödie nimmt in zeitloser Manier die Staatsführung eines römischen Kaisers aufs Korn. Romulus ist seit langer Zeit dabei, sein Reich durch konsequente Ignoranz aller politischen Maxime zugrunde zu richten. Dabei widmet er sich ausschließlich und leidenschaftlich seiner Hühnerzucht, was seine Frau und seine Hofbeamten immer mehr an seiner Regierungsfähigkeit zweifeln lassen.

Das "theatrum mixtum compositum" hat, wie durch fünf Jahre Bühnenpräsenz bereits bewiesen sein sollte, keine Angst vor Großen Namen. Die buntgemischte Gruppe setzt sich aus "aktiven" und ehemaligen Schülern des Peter-Paul-Rubens- und des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums zusammen.
Die Premiere wird am Donnerstag, 12. März, im Pädagogischen Zentrum des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums am Rosterberg zu sehen sein. Weitere Aufführungstermine sind der Folgende Freitag, 13. März, und der Freitag danach (20. März).